Bogenscharten in den Burgen des Mittelalters

Der Einsatz von Bogenschützen zur Verteidigung von Festungsanlagen war im frühen Mittelalter selbstverständlich.

Um den Schützen einen guten Ausblick auf die Angreifer und gleichzeitig maximalen Schutz zu bieten, wurden in den Festungsmauern spezielle Bogenscharten eingebaut.

Diese Scharten bestanden auf der Außenseite der Mauer aus einem schmalen Sicht/Schuss-Schlitz und auf der Innenseite der Mauer aus einer geräumigen Nische um den Schützen die nötige Bewegungsfreiheit für die Handhabung des Bogens zu bieten.

Durch den zunehmenden Einsatz des Armbrust, veränderte sich auch das Aussehen der Schiess- scharten. Diese Öffnungen wurden weniger hoch dafür breiter und die Nischen wurden kleiner, um höchstmögliche Stabilität gegen Beschuss von Außen (Schleudern und Kanonen) zu gewähren.

Schiessscharten sind noch heute an den meisten Festungen des Mittelalters sichtbar (links: Festung von Carcassonne F), echte Bogenscharten sind jedoch heute ziemlich selten. Dies liegt daran, dass die Form der Schiessscharten im Laufe der Zeit den neuesten Entwicklungen im Waffenbau angepasst wurden und somit die meisten wirklichen Bogenscharten denen für Feuerwaffen weichen mussten.

Die Lichtschlitze, die für die Beleuchtung und Durchlüftung des Gebäudes angelegt wurden, werden heute oft für Bogenscharten gehalten. Echte Bogenscharten sind jedoch wesentlich höher und an der mannshohen Nische (Langbogen) in der Innenseite der Mauer erkennbar.

Diese Abbildung stammt aus der Ausstellung in „King John’s Castle“ in Limerik/Irland. Die übersetzte Legende lautet:

„Die Fensternischen mit den langen Schlitzen, wurden durch Bogenschützen bemannt. Von dieser Position konnte der Schütze nahe und ferne Ziele beschiessen; die Länge des Fensters erlaubte hohe und tiefe Schüsse, so konnte auch abwärts auf Angreifer geschossen werden.

Dies war ein Vorteil des Bogenschützen gegenüber dem Armbrustschützen der nur geradeaus oder aufwärts schiessen konnte, da abwärts der Pfeil von der Armbrust gefallen wäre.

Ein Langbogenschütze konnte bis zu zehn Pfeile pro Minute abschiessen, dies jedoch mit weniger Präzision und Durchschlagskraft als der Armbrustschütze.“

Bogenscharten mit deutlich erkennbaren Nischen, in der Ruine von „Rock of Dunamase“ Irland, die Festung stammt aus dem 12ten Jahrhundert.

Text&Foto Rolf Trösch

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